Holzschnitt 1510
    
Niklaus von Flüe
Bruder Klaus  
  
 
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   Quellen - Bruder Klausund Dorothea
  
  
Das Sachsler Kirchenbuch
  
Quelle Nr. 053

  

  
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Zeit: ab September 1488
  
Herkunft: Geschrieben von oder im Auftrag von Pfarrer Walther Tuob, Pergamentheft im Pfarrarchiv Sachseln – Faksimiledruck mit Transkription nach Robert Durrer und neusprachlicher Übersetzung von Werner T. Huber (Verlag Pacis, Zug 1997), Einführung von Angelo Garovi.
  
Kommentar: von Angelo Garovi (Prof. Dr. phil.):
  
1488 – bereits ein Jahr nach dem Tode des Bruder Klaus – wurden in Sachseln Zeugen befragt über das Leben des Niklaus von Flüe und dessen Wunderzeichen nach dem Tode. Offenbar wurde allgemein mit einer schnellen Erhebung des Eremiten zur Ehre der Altäre gerechnet. Für einen kommenden Kanonisationsprozess war es notwendig, Zeugenaussagen über Leben und Wirken sowie über die ersten Wunderzeichen am Grabe festzuhalten. Die Gewährsleute waren Zeitgenossen von Bruder Klaus. Es werden befragt zwei Jugendfreunde des Eremiten: Erni Rohrer und Erni Anderhalden, zwei Söhne: Landammann Hans [Hans von Flüe] und Fähnrich Walter [Walter von Flüe, Bannerherr], sowie drei Kleriker, die mit Bruder Klaus eng verbunden waren: Der Pfarrer von Stans, Heimo Amgrund, den wir in Zusammenhang mit der Vermittlung beim Stanser Verkommnis kennen, der Kernser Pfarrer Oswald Isner [Issner, Yssner] und der Kaplan im Ranft, Peter Bachtaler. Diese sieben Zeugen bilden den Kern des Protokolls. Dann folgen Berichte über Wunderzeichen am Grabe des Bruder Klaus, die bis 1542 nachgeführt werden.
  
Wer die Abfassung dieses Protokolls veranlasste, ist nicht klar. Wahrscheinlich war es der Sachsler Pfarrer Walter Toub selbst, der hiezu den Anstoss gab. Walter Toub war seit 1484 Pfarrer von Sachseln, in seiner Amtszeit starb Bruder Klaus [vgl. Quelle 035, Quelle 054]. Es ist nicht auszuschliessen, dass er das Protokoll auch geschrieben hat. Die Form dieser «Testimonia pro memoria», im Hinblick auf einen Beatifikationsprozess aufgeschrieben, entspricht nicht den Regeln des kanonischen Informationsprozesses, wie wir sie aus dem 17. Jahrhundert kennen. Wie schon Robert Durrer feststellte, ist aber die Authentik dadurch nicht berührt, denn die vorliegende Handschrift ist unbestreitbar gleichzeitig und gemäss dem achtundzwanzigsten Zeugnis etwa im September 1488 geschrieben worden. Ein Eintrag vom Montag nach dem St. Ursulatag, 22. Oktober 1492, ist bereits der vierte Eintrag eines Fortsetzers, dessen Hand bis 1494 reicht. Robert Durrer hat sie als die Hand des Sachsler Kirchherrn Hans Bürkli identifiziert, der 1489 Nachfolger des Walter Toub wurde (Durrer, Quellenwerk,S. 459). Wahrscheinlich sind auch die spätern Nachträge Pfarrherren von Sachseln zuzuweisen, doch fehlt das Vergleichsmaterial. [... ]
  
Bruder Klaus wird darin von Zeitzeugen geschildert als ein allweg «züchtiger, gütiger, tugendhafter, frommer und wahrhafter Mensch, der niemanden erzürnte» (Erni Rohrer), als ein Mann, der «stets die Gerechtigkeit geliebt, das Unrecht verachtet und in Kriegen den Feind wenig geschädigt, ja ihn sogar nach seinen Möglichkeiten beschützt habe» (Erni Anderhalden) und als einer, der den «Frieden begehrt, das Schlechte mit Missfallen bestraft und die Gerechtigkeit geliebt» hätte, der «immer alle zeitliche Macht und Ehre verschmäht und nie etwas anderes begehrt, als Gott zu dienen in der Einsamkeit» (Hans von Flüe). Dass Niklaus von Flüe schon früh sich im Fasten einübte, liest man weiter in Zeugenaussagen. «Als er noch ein kleiner Knabe war, habe er bereits angefangen, freitags zu fasten», sagt sein Jugendfreund Erni Rohrer, «dann sogar während vier Tagen in der Woche und während der Fastenzeit durchgehend. Dabei ass er nichts ausser morgens ein Stücklein Brot und ein paar gedörrte Birnen. Er fastete aber unauffällig und machte darüber kein Aufsehen. Wenn ihn deswegen jemand fragte, oder wenn einige meinten, er könne dies doch nicht ertragen, gab er stets zur Antwort: 'Gott will es so haben'». Dieses Fasten endete dann, wie Erni Rohrer erzählt, in völliger Nahrungslosigkeit, im Ranft hätte er «neunzehn und ein halbes Jahr lang ohne Essen und Trinken gelebt». Und der Pfarrer von Kerns sagt, «da habe er (Bruder Klaus) ihm einmal, als er ihn in seiner Klause besuchte, anvertraut: jedesmal, wenn er in der Messe sei und sehe, wie der Priester das Sakrament geniesse, dann empfange er davon eine grosse Hilfe, so dass er dadurch ohne zu essen und zu trinken leben konnte, ohne diese Stärkung jedoch vermochte er es nicht».
  
Von der Frau Dorothea ist – der Zeit entsprechend – wenig die Rede. Allerdings ist eine wichtige Aussage Erni Anderhaldens überliefert: «Auch hätte Bruder Klaus mehr als einmal gesagt, dass Gott ihm unter anderem drei grosse Gnaden gewährte – nämlich die erste, dass er von seiner Frau und seinen Kindern die Erlaubnis zum Einsiedlerleben erhielt, die zweite, dass es ihn niemals dazu drängte, von seiner Lebensweise abzuweichen und wieder zu Frau und Kind zurückzukehren – und die dritte, dass er ohne zu essen und zu trinken leben konnte.» Die Zeugen berichten auch über den Weggang nach Liestal und die Ruckkehr ins Melchtal. – Was nun für die Hagiographie besonders interessant ist, sind die Visionen in diesen Aufzeichnungen, die Bruder Klaus als einen spätmittelalterlichen Mystiker hervorheben (Vorgeburtliche Vision, Turmvision, Vision von Liestal, Vision von den vier Lichtern, Wolkenvision). Es sind dies wichtige Stationen seiner innern Entwicklung, die hier in Bildern «wiedergegeben» werden [...]
  
Gerade das Sachsler Kirchenbuch bringt eindrückliche Visionen, die den Weg und die Berufung Bruder Klausens zum Gottesfreund im Ranft zeigen, der «ein einig wesen, got zu dienen an einer einigy» sucht. Einigy und einig wesen bezeichnen die Einsamkeit, Zurückgezogenheit und verweisen auf Bruder Klausens Eremitendasein im Ranft. Im Zentrum seines Betens und Betrachtens stehen, in echt mystischer Tradition: das Leiden Christi, die Eucharistie und das Geheimnis der Dreifaltigkeit (Stirnimann, Der Gottesgelehrte Niklaus von Flüe, S. 24, Anm. 4). [...]
  
Heinrich Stirnimann schreibt, dass in Bruder Klausens reicher vielseitiger Wirksamkeit immer wieder die Weisheit und Ausgeglichenheit überrascht. Und was die Visionen betrifft meint er: «Sein Sehertum bleibt nüchtern, wird klug in Grenzen gehalten» (S. 27). Gerade das zeigen die oben angeführten Visionen, die (ausser der eher theologisch-spekulativen «vorgeburtlichen» Vision, die Heimo Amgrund erzählt) von natürlich empfindenden, unkomplizierten Bauern erzählt werden. Zur vorgeburtlichen Vision weist F. Blanke in seinem Bruder-Klausen-Buch (S. 115) auf biblische Paralellen hin, so etwa auf Jer. 1,5: «Ich kannte dich, ehedem ich dich im Mutterleib bereitet, ehedem du aus dem Mutterschosse hervorgingst, habe ich dich geheiligt und dich bestimmt zum Propheten unter den Völkern». Ebenso «erkannte» Johannes der Täufer Christus schon im Mutterleibe, denn als Kind hüpfte er im Schosse seiner Mutter, als sie Maria begegnete.
  
Liste der Visonen im Sachsler Kirchenbuch:
· Vorgeburtliche Vision: Stern – Stein – heiliges Öl
· Turmvision
· Vision bei Liestal (vor der Umkehr)
· Vision von den vier Lichtern (die den Ranft beleuchten)
· Vision von der Wolke  
  
Referenz: Robert Durrer, Bruder Klaus-Quellenwerk, 461–479 – Sachsler Kirchenbuch 1488, Faksimile, Edition Pacis AG, Zug, 1997, mit Transskription, Einleitung von Angelo Garovi und neusprachlicher Übersetzung von Werner T. Huber

  

   [Übersetzung und Anmerkungen von Werner T. Huber]
Zum frommen Andenken dieses Niklaus Niklaus, demütig und arm in Christus, lebte mit Andacht und Eifer als Eremit in einem Tale Unterwaldens, in wunderbarer, ja unglaublicher Enthaltsamkeit, so dass ihn allein der einmal im Monat empfangene Leib des Herrn das Leben ermöglichte.
  
Glücklicher Niklaus, durch deine Verdienste bitte für uns bei Gott!
  
Wir wollen beten: Im Andenken an den auserwählten Bekenner kommen wir vertrauensvoll zu dir, Herr Jesus Christus. Erhöre unsere Gebete, damit wir durch die fürsprechenden Verdienste deines treuen Dieners wirklich das erlangen, worum wir gläubig bitten, und du uns von allen unseren Sünden erlösest! Durch Christus unseren Herrn. Amen. 1488.
  
Es folgen nun Bruder Klausens Leben und Wunderzeichen, so wie sie sich zugetragen haben
  
Erny Rohrer
Erny Rohrer [Erni Rohrer, Arnold Rohrer], etwa um die achtzig Jahre alt, sagte, er sei in der Jugendzeit oft mit Bruder Klaus zusammengewesen. Vierzig Jahre lang seien sie gute Freunde und Nachbarn gewesen. Denn sie hätten viel gemeinsam unternommen, schon in der Jugendzeit, als sie noch kleine Kinder waren und auch später noch, wenn sie auf den Acker gingen oder sonst etwas arbeiteten. Bruder Klaus sei immer ein anständiger, gütiger, tugendsamer, frommer und aufrichtiger Mensch gewesen. Niemals sei er zornig gewesen. Wenn sie jeweils vom Acker heimkehrten, sahen sie Bruder Klaus immer wieder, wie er sich hinter einem Schopf verbarg oder sonst an einem einsamen Ort [einigkeyt]. Dort betete er und liess die anderen Knaben laufen, wohin sie wollten. Soviel er, die Geschwister und die Nachbarn wissen, habe er immer Gutes getan und sich selber viel abverlangt. Als er noch ein kleiner Knabe war, habe er bereits angefangen, freitags zu fasten, dann sogar während vier Tagen in der Woche und während der Fastenzeit durchgehend. Dabei ass er nichts ausser morgens ein Stücklein Brot und etwas gedörrte Birnen. Er fastete aber unauffällig und machte darüber kein Aufsehen. Wenn ihn aber jemand deswegen fragte oder wenn einige meinte, er könne dies doch nicht ertragen, gab er stets zur Antwort: «Gott will es so haben.» So zog er sich meistens völlig von der Welt zurück, floh und verachtete alle zeitlichen Ehren. Besonders habe er alles daran gesetzt, dass er nicht Landammann wurde. Denn dies wäre er sonst tatsächlich auch geworden. Er habe ihm auch vertraulich erzählt, wie ihm der Teufel täglich viel Leid zufügte, wie ihn aber Unsere Frau immer getröstet habe. Auch sagte er ihm, wie er einmal in der festen Absicht fortging, seine Frau, seine Kinder und seinen Hof für immer zu verlassen, um bis an sein Lebensend im «ellend» [Ausland] zu bleiben. Da kam er in die Gegend von Liestal, und es schien ihm so, als ob die Stadt mit samt ihren Häusern völlig rot sei. Davon sei er so erschrocken gewesen, dass er sofort geflohen sei. Er ging zu einem einsamen Bauernhof. Mit dem Bauern habe er mancherlei gesprochen und ihm seine Absicht kundgetan. Dies gefiel aber dem Bauern gar nicht. Er riet ihm davon ab und meinte, er solle doch wieder nach Hause gehen und dort Gott dienen. Gott müsse dies auch besser gefallen, als wenn er fremden Leuten zur Last falle. Auch hätte er so mehr Ruhe, gerade auch deshalb, weil er ein Eidgenosse sei, denen nämlich nicht alle besonders freundlich gesinnt seien. Bruder Klaus ging auf der Stelle vom Bauernhaus weg aufs freie Feld. Während der Nacht lag er neben einem Zaun. Als er schlief, kam vom Himmel her ein Glanz, ein Lichtstrahl, der öffnete seinen Bauch, wie wenn einer ihn mit dem Messer aufschlitzen würde und zeigte ihm damit an, dass er wieder heimgehen solle in den Ranft, was er dann ja auch tat. Und als er heimkam, verbarg er sich acht Tage lang im Melchtal, in dickem Dornengestrüpp, in einer extremen Wildnis. Als die Leute dies vernahmen, seien sie zu ihm gelaufen und hätten ihm viel Unruhe bereitet. Dazumal sagte Bruder Klaus, vier heitere Lichter habe er vom Himmel herabkommen sehen, die ihm den Ort zeigten, wo man ihm Wohnung und Kapelle bauen sollte, was man seinem Wunsch und seiner Offenbarung entsprechend auch tat. Dort habe sich Bruder Klaus bis zu seinem Tod aufgehalten, Gott gedient und, wie er es selber fest glaube, neunzehn und ein halbes Jahr lang ohne Essen und Trinken gelebt, immer die Gerechtigkeit geliebt, die Wahrheit gefördert und das Schlechte verachtet. Früher habe er auch in Kriegszügen dem Feind wenig Schaden zugefügt, sich stets zur Seite begeben und sie nach seinen Möglichkeiten beschützt.
  
[Dass die Eidgenossen, wie der Bauer bei Liestal sagte, zu jener Zeit, um 1467, nördlich des Jura nicht sonderlich beliebt waren, musste wohl einen politischen Hintergrund haben. Seit dem Konzil von 1432 hatten die Eidgenossen im Auftrag des Herzogs von Österreich in Basel Schutztruppen stationiert. Wie so oft, fremde Befreier werden zunächst mit Freude begrüsst, mit der Zeit werden sie aber als Besatzer eher unbeliebt. Dies änderte sich erst 1469, als der hoch verschuldete Erzherzog Sigmund dem Burgunder Herzog, Karl dem Kühnen, das Elsass (Sundgau) überlassen musste. Basel suchte nun die Nähe zu den Eidgenossen und trat 1501 (13. Juli) in den Bund ein. Anmerkung von WTH]

Seite Kirchenbuch

  
Erny Anderhalden
Erny Anderhalden [Erni Anderhalden, Arnold Anderhalden] von Unterwalden, fünfundsiebzig Jahre alt oder etwas älter, sagte, dass er von seiner Kindheit an bis heute immer mit Bruder Klaus herumgezogen sei. Dieser habe stets die Gerechtigkeit geliebt, das Unrecht verachtet und in Kriegen den Feind wenig geschädigt, ja ihn sogar nach seinen Möglichkeiten beschützt habe. Er sei auch stets gottesfürchtig und sehr fromm gewesen. Er habe andächtig und viel gebetet, sich selbst viel abverlangt und lange Zeit jeden Freitag gefastet, später habe er vier Tage in der Woche und während der Fastenzeit täglich nur einmal ein kleines Stücklein Brot oder etwas wenig dürre Birnen gegessen. Er habe auch alle zeitliche Macht und Ehre gemieden, ja verachtet und nichts anderes angestrebt als die Ehre Gottes, und dies mit so besonders hohem Fleiss, dass um seiner ernsthaften Bitten willen im Gericht und im Rat der Kirchgemeinde viel entsprochen wurde. Dann habe Bruder Klaus ihm seinerzeit auch gesagt, er habe als Sechzehnjähriger einen schönen Turm gesehen, der genau dort stand, wo sich jetzt seine Klause und seine Kapelle befindet, darum wollte er auch von Jugend an immer wieder das Leben in der Einsamkeit suchen [ein «einig wesen»? – «einec», «einic» bedeutet: allein, allein gelassen, einsam, fern; «wesen» bedeutete damals: Dasein, Lebensart. Die Wortkombination hat also nichts mit der pantheistischen Philosophie Plotins zu tun]. Dies tat er dann ja auch. Dabei habe ihm aber der Teufel viel Übles angetan. Besonders, als er einmal ins Melchtal ging, um auf einer Bergmatte Dornensträucher auszuhauen, da habe ihn der Teufel einen Abhang hinunter in ein dichtes Gestrüpp geworfen, mit einer solchen Wucht, dass er dadurch völlig bewusstlos und schwer verletzt wurde. Die Spuren an seinem Leib habe er, Erny Anderhalden, auch augenscheinlich gesehen. Auch hätte Bruder Klaus mehr als einmal gesagt, dass Gott ihm unter anderem drei grosse Gnaden gewährte – nämlich die erste, dass er von seiner Frau und seinen Kindern die Erlaubnis zum Einsiedlerleben erhielt – die zweite, dass es ihn niemals dazu drängte, von seiner Lebensweise abzuweichen und wieder zu Frau und Kind zurückzukehren – und die dritte, dass er ohne zu essen und zu trinken leben konnte. Es sei auch entschieden glaubhaft, dass Bruder Klaus in zwanzig Jahren weder leibliche Speise noch Trank zu sich nahm, denn er habe nie etwas anderes gesehen oder gehört. Ausserdem habe Bruder Klaus nie gespielt noch irgend etwas Böses geredet, er habe immer in Gottes Willen gelebt, sich stets um das Gute bemüht und auch seine Kinder, Nachbarn, Freunde und manche andere darin unterwiesen.
  
Der Pfarrer von Stans
Heyni Amgrund [Heimo Amgrund], Pfarrer von Stans, sagte, Bruder Klaus hätte ihm einmal erzählt, dass er im Mutterleib, also noch vor der Geburt, am Himmel einen Stern sah, der die ganze Welt erleuchtete und dass er, seitdem er im Ranft wohnte, einen Stern gesehen habe, der ihm ähnlich sei, so dass er schliesslich bei sich selber meinte, es müsse wohl der gleiche Stern sein. Dies soll gemäss seiner eigenen Auslegung bedeuten, dass alle über ihn [den Stern] zu sagen wüssten, er sei der Welt so erschienen. Auch habe Bruder Klaus ihm gesagt, er habe vor der Geburt im Mutterleib einen grossen Stein [einen Felsen] gesehen, der bedeute die Beständigkeit und die Zuverlässigkeit seines Wesens [der Glaube, die Glaubenstreue]. Darin wollte er auch verharren und von seinen Zielen nicht abweichen. Zudem habe er im Mutterleib das heilige Öl gesehen. Nachdem er dann geboren war und zur Welt kam, habe er seine Mutter und die Hebamme sogleich erkannt und gesehen, wie er zur Taufe getragen wurde, durch die Ranftschlucht hinüber nach Kerns, dies mit einem solchen Bewusstsein, dass er es nie mehr vergessen konnte, er erkannte es damals so gut, wie es tatsächlich auch gewesen ist. Gleichzeitig habe er auch einen alten Mann gesehen, neben dem Taufbecken, den er nicht erkannte, aber den Priester, der ihn taufte, den habe er erkannt. Er habe ihm auch gesagt; als er damals ins «elend» [Ausland, Reise in die Fremde] gehen wollte und in die Gegend von Liestal kam, da dünkte ihn die ganze Stadt wie in Rot getaucht. Er lief voller Schrecken davon und gelangte zu einem einsamen Hof, zu einem Bauern, dem er unter anderem sein Vorhaben zu erkennen gab. Der Bauer wollte ihm dies jedoch ausreden und riet ihm, er solle doch besser wieder heimgehen zu den Seinen und dort Gott dienen, das wäre für ihn sicher gescheiter, als auf fremde Leute angewiesen zu sein, und im übrigen hätte er doch zu Hause auch mehr Ruhe, denn nicht jedermann sei den Eidgenossen gegenüber freundlich gesinnt. Darauf verliess er angsterfüllt noch am gleichen Abend das Bauernhaus und legte sich auf dem Feld nahe bei einem Zaun nieder. Als er gerade eingeschlafen war, da sei vom Himmel her ein Glanz und ein Schein gekommen, der ihm den Bauch öffnete. Das schmerzte so, als ob ihn jemand mit dem Messer aufgeschnitten hätte. Dadurch wurde er bewegt, wieder heim in den Ranft zu gehen und dort Gott zu dienen, was er dann auch tat.
  
Der Pfarrer von Kerns
Ebenso machte Oswald Issner [Oswald Isner, Oswald Yssner], Pfarrer von Kerns eine Aussage. Als Bruder Klaus ihn oft heimlich aufsuchte und er häufig bei ihm in der Einöde war, habe er ihm mehr als einmal geklagt, er habe viele und verschiedene Angriffe vom bösen Geist gehabt, und dies mit Hinterlist. Einmal dünkte es ihn, der Teufel sei zu ihm gekommen in der Gestalt eines Edelmannes mit kostbar besetzten Kleidern, auf einem schönen Pferd. Nach langem Reden habe er ihm geraten, er solle doch sein Vorhaben aufgeben und sich so verhalten wie die anderen Menschen, denn auf diese Weise könne er das ewigen Leben nicht verdienen. Bruder Klaus hätte ihm auch von jener Begebenheit berichtet, als er ins «elend» [Ausland] ging und dann bei Liestal durch einen Bauern und eine bestimmte Erscheinung dazu angehalten wurde, wieder umzukehren und in den Ranft zu gehen. Hier habe er damit begonnen, ganz ohne natürliche Speise zu leben bis zum elften Tag. Da habe er nach ihm geschickt, er wolle sich vertraulich mit ihm beraten, ob er essen oder weiterfahren solle, denn er hätte es schon immer gewünscht, er könnte leben ohne zu essen, wodurch er von der Welt ganz unabhängig wäre. Damals habe er ein Bein von Bruder Klaus unten und oben abgetastet. Es war sehr wenig Fleisch daran, denn es war aufgezehrt bis auf die Haut. Seine Wangen waren eingefallen und seine Lippen stark aufgesprungen. Er selbst sei mit gutem Grund der klaren Meinung gewesen und habe es so verstanden, dass es hier um die göttliche Liebe ging. Darum hätte er Bruder Klaus geraten, weil er [Gott] ihn so lange, bis zum elften Tag, ohne Speise am Leben liesse, so solle er es doch noch länger versuchen, sofern es ohne Hungertod geschehen könne. Dies habe Bruder Klaus dann auch getan und so neunzehn und ein halbes Jahr lang ausgeharrt bis an sein Lebensende, er hätte keine leibliche Speise benötigt, weder etwas zu essen noch etwas zu trinken. Er sei Bruder Klaus oft heimlich begegnet, was mehr geschah als bei anderen Leuten, und jedesmal wunderte es ihn doch sehr, was ihn denn am Leben erhalte, da habe er ihm einmal, als er ihn in seiner Klause besuchte, anvertraut: Jedesmal, wenn er in der Messe sei und sehe, wie der Priester das Sakrament geniesse, dann empfange er davon eine grosse Hilfe, so dass er dadurch ohne zu essen und zu trinken leben konnte, ohne diese Stärkung jedoch vermochte er es nicht.
  
Hans von Flüe, Landammann
Hans von Flüe, ehelicher Sohn von Bruder Klaus, Landammann von Obwalden, etwas über vierzig Jahre alt sagte aus, er habe beobachtet, dass sein Vater immer wieder die Welt gemieden habe und den Drang hatte, ein einsames Leben [… ein einig wesen gehebt und allzyt gesucht …] zu führen, was er oft auch tat. Er habe auch den Frieden begehrt, das Schlechte mit Missfallen gestraft und die Gerechtigkeit geliebt. Jede Woche habe er an vier Tagen gefastet, nämlich montags, mittwochs, freitags und samstags, in der Fastenzeit sogar täglich nicht mehr als einmal ein kleines Stücklein Brot oder etwas dürre Birnen gegessen und sonst keine warme oder andere Speise benötigt. Abends legte er sich gleichzeitig mit den andren Hausbewohnern schlafen, doch jede Nacht, wenn er erwachte, hörte er den Vater in der Stube beim Ofen beten, und zwar solange, bis er in den Ranft ging. Er habe auch immer alle zeitliche Macht und Ehre verschmäht und nie etwas anderes begehrt, als Gott zu dienen in der Einsamkeit. Der Teufel habe ihm zudem viel Leid und Unruhe bereitet, besonders habe er es zu einer Zeit erlebt, als er mit seinem Vater ins Melchtal ging, um in der Bergmatte Dornen auszuhauen, um so die Wiese zu säubern, damit es das Vieh weniger steche, da sei der Teufel gekommen und habe seinen Vater einen Abhang hinunter in ein Dornengestrüpp geworfen, etwa dreissig Schritt weit, mit solcher Wucht, dass er davon ohnmächtig wurde. Als er bewusstlos war und er zu ihm hinging, habe er den Vater aufgerichtet und ihn in eine Hütte zum Feuer getragen. Nach einiger Zeit kam er wieder zu sich, er war sehr apathisch und übel zugerichtet. Er sprach jedoch nichts anderes als: Nun denn, in Gottes Namen; wie mich der Teufel auch so schlecht behandelt hat, es ist vielleicht Gottes Wille.
  
Walter von Flüe [Wolkenvision]
Walter von Flüe, Venner [Bannerherr, Kommandant, vgl. auch: Durrer, 28] zu Unterwalden schilderte, wie Bruder Klaus [sein Vater] ihm seinerzeit unter anderem Folgendes gesagt habe. Er wollte einmal, am Anfang seiner Enthaltsamkeit, in das Melchi gehen, um zu mähen. Unterwegs habe er Gott um die Gnade gebeten, dass er ihm ein andächtiges Leben gebe. In dem Augenblick kam eine Wolke vom Himmel her und sprach mit ihm, er solle sich in den Willen Gottes geben, sonst sei er ein törichter Mann, er solle freiwillig bereit sein zu dem, was Gott mit ihm wirken wolle. Darum habe er sich ganz in den Willen Gottes gegeben.
[In der arabischen Sprache ist ein Mensch, der sich ganz in den Willen Gottes ergibt, ein مسلم (ein Muslim). Vorbild in den drei monotheistischen Religionen, Israeliten, Christen und Moslems, dafür ist der Patriarch Abraham (Ibrahim, jedoch älterer Name: Abaram = Vater der Aramäer).]
  
Der Bruder-Klausen-Kaplan – Ammann Brändli von Unterseen
Herr Peter Bachthaler, Bruder Klausens Kaplan sagte aus, dass in der vergangen Zeit, als Bruder Klaus noch lebte, einmal der Ammann Brändli von Unterseen [bei Interlaken] grosse Beschwerden und Schmerzen an einem Bein hatte, das nicht mehr besser wurde, da sei dieser dann selber mit einem Bein aus Wachs in den Ranft gekommen und habe ihnen [Bruder Klaus und ihm, dem Kaplan] erzählt, wie er vor Jahr und Tagen lange mit den Schmerzen geplagt war und wie er gebetet und gelobt habe, im Ranft ein Bein aus Wachs zu opfern. Da sei der Schmerz auf die Fürbitten von Unserer Lieben Frau und von Bruder Klaus gewichen. Aber er habe diese Wallfahrt vernachlässigt, von jenem Tag an mehr als ein Jahr. Weil er sie nicht unternahm, begannen die gleichen Leiden und Schmerzen von neuem, ja sogar noch heftiger als vorher. Da besann er sich darauf, was er früher versprochen hatte. Und so kam er nun daher mit dem wachsenen Bein, das er Unserer Lieben Frau und Bruder Klaus als Votivgabe darbrachte. Somit habe er das Wallfahrtsgelübde erfüllt. Er flehte Bruder Klaus demütig an, er möge doch für ihn beten. Dies tat Bruder Klaus auf der Stelle, und sobald er begann, Gott zu bitten, wurde der Ammann Brändli plötzlich wieder gesund und frei von allen Beschwerden.
  
Der Bischof von Lausanne
Der Bischof von Lausanne [Benoît de Montferrand, 1476–1491, sein Vorgänger, 1472–1476, war Giuliano della Rovere, der spätere Papst Julius II.] hatte lange Zeit ein krankes Bein und deswegen so grosse Schmerzen, dass er nirgendwohin mehr reiten und auch sonst nicht mehr gehen konnte. Weder ein Arzt noch sonst ein Heiler konnten ihm helfen. Nach dem Rat angesehener Leute versprach er, das Grab von Bruder Klaus aufzusuchen. Von Stund an besserte sich sein Zustand in dem Masse, dass er sich sogleich aufs Pferd setzte und ihn die Richtung von Bruder Klausens Grab ritt. Sofort, als er die Kirche mit dem Grab von Bruder Klaus betrat, wurde er völlig gesund. Es verliessen ihn sämtliche Beschwerden, derart [auffällig], dass er sogleich das Bein schüttelte, darauf absprang und damit herumging. Dafür sprach er Gott und Bruder Klaus ein grosses Lob und einen Dank aus. Er versprach auch, soweit dies notwendig sei, [seine Heilung] mit Brief und Siegel zu beglaubigen, denn die Begebenheit sei wahr und verdiene es, festgehalten zu werden. Nachdem er einige Tage da blieb und die Genesung sich als beständig zeigte, ritt er erfrischt und gesund, ohne jegliche Schmerzen mit seiner Dienerschaft wieder nach Hause.
  
Berthold Ferren, Leutpriester in Einsiedeln
Herr Berthold Ferren, Leutpriester in Einsiedeln, hatte Sand und einen Stein in der Niere. Deswegen wurde er von derart heftigen Schmerzen geplagt, dass er vierzehn Wochen lang im Bett lag. Alle meinten, er müsse sterben, denn es konnte ihm niemand helfen. Er versprach jedoch, zu Bruder Klausens Grab [zu pilgern]. Sogleich besserte sich sein Zustand, und in der folgenden Nacht wurde der Stein im Harn ausgeschieden, denn er fand ihn am Morgen im Nachttopf. Auch der Sand verliess ihn derart merklich, dass er sichtbar und greifbar war. So wurde er wieder ganz heil und gesund. Bald danach unternahm er die Pilgerreise. Er lobte und dankte Gott und Bruder Klaus. Dann anerbot er sich, soweit es die Notwendigkeit erfordere, die Wahrhaftigkeit dieser Begebenheit mit einem Eid zu bestärken.
  
Pfarrherren, Sakristane und gewöhnliche Kirchgenossen
Es hatte sich auch zugetragen, dass Kirchherren [Pfarrer], Sigriste [Sakristane] und gewöhnliche Kirchgenossen von Sachseln, wo die Gebeine von Bruder Klaus liegen, beobachten konnten, wie dermassen viele Leute ohne Zahl das Grab von Bruder Klaus aufsuchten und dort ihre Opfergaben darbrachten, mit mancherlei Fieber und Erkältungskrankheiten, dass sie alle heil und gesund wurden, sogar solche wurden von Stund an erneuert und völlig wiederhergestellt [die dem Tode nahe waren].
  
Ein Pilger aus Dänemark
Ein Pilger aus Dänemark, ein Fischer auf der Heringsee [Öresund, Ostsee], war an einem Bein beinahe gelähmt und hatte deswegen derart heftige Schmerzen, dass er kaum mehr gehen konnte, es sei denn mit grösster Mühe und unter Beschwerden auf zwei Krücken. Das Bein war völlig gekrümmt. So gelobte er eine Wallfahrt zu St. Jakob [Santiago de Compostela], damit er wieder gesund werde. Er machte die Pilgerfahrt, jedoch ohne Erfolg [gemäss Wölflins Version war er tatsächlich in Santiago – in §43, Quelle 072]. Während der Nacht ging ihm nun mancherlei durch den Kopf, dabei versprach er eine Wallfahrt zu Bruder Klausens Grab. Sogleich besserte sich sein Zustand dermassen, dass er etwas besser gehen konnte als vorher. Unverzüglich machte er sich auf den Weg zum Grab von Bruder Klaus. Dort angelangt, wohnte er einem gesungenen Amt bei und gab seine Opfergabe. Bei Anwesenheit vieler angesehener Leute, wurde das gekrümmte Bein unmittelbar nach dem Amt wieder gerade. Alle Schmerzen verliessen ihn, er war wieder völlig gesund. Er liess seine beiden Krücken an Ort und Stelle liegen. Ungekrümmt und fröhlich gestimmt schritt er auf der Strasse einher und lobte in grösster Ergriffenheit Gott und Bruder Klaus, sprach seinen Dank und seine Ehrerbietung aus. Er war bereit, dies alles, wenn es nützlich ist, auch rechtlich und schriftlich zu bestätigen.
  
Klaus von Einwil
Klaus von Einwil bei Sarnen in Unterwalden war seit fünf Tagen blind. Deswegen versprach er einen Gang zum Grab von Bruder Klaus, wo er um Gnade bitten wollte. Fromme Leute führten ihn. Sie führten auch blind wieder zurück ins Elternhaus. In der gleichen Nacht darauf hörte er eine Stimme, die ihn im Schlafe rief, sie hiess ihn aufzustehen und ihr zu folgen. Dabei erwachte er und sogleich konnte er sehen, ja sogar noch besser als früher.
  
Jakob Gartner aus dem Meienberger-Amt
Jakob Gartner aus dem Amt Meienberg, in einer gemeinsamen Vogtei der Eidgenossen, hatte seit langer Zeit unter Schmerzen an einem Bein zu leiden. Deswegen konnte er kaum mehr schlafen. Er versprach, das Grab von Bruder Klaus aufzusuchen. Er machte sich sogleich auf den Weg. Als er dort ankam, war er wieder ganz frisch und gesund. Alle Schmerzen wichen von ihm, so dass er wieder Ruhe hatte und nachts schlafen konnte.
[Meienberger-Amt = südlichstes der Freien Ämter im Aargau, bis 1798 (Gründung der Helvetischen Republik) – Die Stadt Meienberg, zwischen Sins und Auw, wurde im Sempacher Krieg 1386 von den Eidgenossen zerstört, weshalb hier nicht ein Ort namens «Meienberg» gemeint sein kann. Das Amtshaus befand sich zuletzt im Dorf Sins, neben der Kirche (heute Gemeindehaus). Vom 10. März 1803 (Mediation) bis zum 1. Oktober 1941 hiess übrigens die heutige Gemeinde Sins anders, nämlich «Meienberg». Um 1488 gibt es jedoch keine Ortschaft, der dieser Name zukommt. – Diese Geschichte ist erstaunlich, denn in unmittelbarer Nähe seines Wohnortes, in Beinwil, wurde seit 1200 der heilige Burkard als Helfer bei Beinleiden angerufen.]
  
Eine Frau aus Nürnberg
Eine Frau aus Nürnberg, namens Elisabeth Oeler, hatte während vierzehn Jahren eine Frauenkrankheit, weit heftiger, als es eine menschliche Natur ertragen kann. Sie wurde derart geschwächt, dass sie nicht mehr aufstehen konnte, es sei denn sie ging auf allen Vieren, weil sie sich nicht mehr aufrichten konnte. Sie versprach eine Wallfahrt zu Bruder Klausens Grab. Sofort besserte sich ihr Zustand. Und so konnte sie ganz frisch und gesund hingehen und wieder zurückkehren.
  
Ein getaufter Jude von Nürnberg
Ein getaufter Jude von Nürnberg hatte die «Sankt Antonius-Busse» [Gürtelrose] derart heftig, dass ihm niemand helfen konnte. Er gelobte eine Wallfahrt zum Grab von Bruder Klaus und gelangte auch dorthin. Sofort, als er seine Opfergabe niederlegte, wurde er befreit und geheilt. Er sprach mit seinen Begleitern mit grosser Ehrfurcht davon, und wenn es nötig sei, weil es sonst niemand glauben würde, so möchte er gerne die Wahrheit dieser Geschichte rechtmässig bestätigen.
  
Die Ehefrau von Thomas Müller aus Brienz
Thomas Müllers Ehefrau aus Brienz hatte ein eigenartiges Geschwür an der Zunge, so dass sie seit vier Wochen kaum mehr ein Wort sprechen konnte. Sie versprach in den Ranft und zu Bruder Klausens Grab zu pilgern. Das tat sie dann auch, mit ihrer kranken, behinderten Zunge. Diese genas sogleich und wurde geheilt, dass sie wieder mit ihr sprechen konnte.
  
Hensli Weber von Brienz
Hensli Weber von Brienz im Berner Oberland hatte eine Lähmung an einem Auge [eine Gesichtslähmung mit anschliessender Hornhauttrübung], so dass er nichts mehr sehen konnte und ihm niemand, auch kein Arzt, mehr helfen konnte. Er machte eine Wallfahrt zu Bruder Klausens Grab und konnte wieder sehen.
  
Hans Schneider von Eichstätt
Hans Schneider von Eichstätt hatte bereits seit fünf Jahren eine schwere Krankheit mit Schwindel im Kopf, derart stark, dass er schon zweimal auf offener Strasse zusammensank. Er wurde davon sehr geplagt, und niemand konnte ihm helfen. Schliesslich versprach er, zum Grab von Bruder Klaus zu pilgern. Er unternahm die Wallfahrt mit grosser Andacht und wurde wieder völlig gesund, so dass ihn keine weiteren Schwindelanfälle mehr heimsuchten.
  
Peter von Giswil, alias «der Studer»
Peter Studer von Giswil in Unterwalden war nahezu ein Jahr lang bettlägerig. Auf der einen Seite verliess ihn die Regsamkeit derart [er war einseitig gelähmt], dass ihn kein Arzt oder sonst jemand heilen konnte. Also versprach er, zum Grab von Bruder Klaus zu gehen. Er wurde wieder gesund und machte die Wallfahrt. Er wurde derart geheilt, dass er jeden Tag geniessen konnte.
  
Uely Fuchs aus dem Emmental
Uely Fuchs aus dem Emmental hatte viele Tage lang derart sonderbare und starke Kopfschmerzen, dass er meinte, der Schmerz käme von einem eisernen Ring in seinem Kopf und von zwei grossen Nägeln in jedem Ohr. Er befürchtete, noch wahnsinnig zu werden. Deswegen versprach er, eine Reise zum Grab von Bruder Klaus zu unternehmen. Dies tat er auch. Von Stund an hatte er wieder Ruhe und wurde nach und nach wieder gesund.
  
Gilg Murers Kind
Ein Kind von Gilg Murer fasste einen Holzspan, der drang derart in den Hals hinein, dass seine Frau mit aller Kraft daran ziehen musste, um ihn wieder entfernen zu können. Darauf war der Hals zehn Tage lang angeschwollen, so dass alle meinten, das Kind müsse sterben. Es wurde versprochen, das Kind zu Bruder Klausens Grab zu tragen. Sobald es dort war, wurde es zusehends schnell gesund und wiederhergestellt.
  
Hans Ächerly aus Entlebuch
Hans Ächerly aus Entlebuch stach sich selbst ins Bein. Die Wunde ging auf, und er wurde davon so sehr geschwächt, dass alle meinten, er müsse sterben oder zumindest erlahmen. Er suchte einige Ärzte auf, doch es konnte ihm keiner helfen. Zuletzt versprach er, zum Grab von Bruder Klaus zu gehen. Sobald er die Reise unternahm wurde er wieder ganz frisch und sofort gesund, obwohl er sechs Wunden im Bein hatte, die bereits zu faulen begannen.
  
Gret Rorberger aus Heidelberg
Gret Rorberger aus Heidelberg hatte ein derart krankes Bein, dass es ganz schwarz wurde. Deswegen lag sie lange im Bett, von Weihnachten bis zum Bartholomäustag [24. August]. Dazu kam ein Wundfieber, so dass sie weder tags noch nachts schlafen konnte. Wenn man ein paar Wassertropfen darauf goss, so roch es [übel]. Keiner konnte ihr helfen. Schliesslich versprach sie eine Wallfahrt zum Grab von Bruder Klaus, wodurch ihr Zustand sich besserte. Sie tat die Fahrt, brachte ihr Opfer und wurde wieder gesund.
  
Cleuwe Simler von Burgdorf
Bei Cleuwe [Klaus oder Kleophas?] Simler von Burgdorf trat ein Geschwür auf, das er aufschneiden liess. Aber das gleiche Geschwür schwoll nun an einer anderen Stelle an, es wurde so gross wie die Ausbuchtung eines Hutes. Kein Arzt traute sich deswegen, es aufzuschneiden. Also versprach er eine Wallfahrt zu Bruder Klausens Grab. Er reiste hin mit einem Pfund Wachs. Es ging immer wieder viel besser, so dass er sagen konnte, es sei jetzt wieder gesund.
  
Benedikt Müllers Frau von Lenzburg
Die Ehefrau von Benedikt Müller aus Lenzburg hatte eineinhalb Jahre lang an einer Kinnbacke [Wange] derart heftige Beschwerden, dass man meinte, es handle sich um eine Strafe. Sie probierte manche Medizin, aber es half alles nichts. Zuletzt versprach sie eine Reise zum Grab von Bruder Klaus. Gleich darauf zog man ihr drei Knochen [vermutlich eher Gallertzysten] aus der Wange und nähte sie wieder zu, dadurch wurde sie wieder gesund.
  
Vreny Lilli von Schwyz
Vreny Lilli von Schwyz wurde an einem Bein von einem Geschwür befallen, so dass sie und ihre Hausbewohner vier Tage und Nächte lang keine Ruhe mehr hatten, nicht mehr schlafen konnten. Alles, was man bei ihr ausprobierte, half nichts. Es wurde ihr empfohlen, ein Gelübde mit Opfergabe an Bruder Klaus zu machen. Sogleich wurde sie wieder gesund.
  
Hans Schneider von Erfurt
Hans Schneider, ein Goldschmied in Erfurt, lag am letztjährigen Feiertag von St. Jakob [25. Juli] bereits vierundreissig Wochen krank im Bett. Niemand konnte ihm helfen. So verprach er eine Wallfahrt zu Bruder Klausens Grab. Innert acht Tagen kam die Besserung. Er wurde ganz erfrischt und gesund, so dass er wieder überall hingehen konnte.
  
Heinz Krieg aus Burgdorf
Heinz Krieg aus Burgdorf im Bernbiet brachte ein zehnjähriges Mädchen herbei. Es hatte eine heftige Fallsucht [Epilepsie]. Er kam mit dem Mädchen im Mai 1488 zum Grab von Bruder Klaus. Es wurde völlig geheilt. Am folgenden Kreuztag [14. September] sandte er einen Brief und beschrieb darin recht zutreffend, wie das Übel von da an das Mädchen nie mehr heimsuchte und plagte.
  
Niklaus Tschanis aus Churwalden
Ferner ist es wichtig zu wissen von Niklaus Tschanis aus Churwalden, seiner Frau Ness [Susanna?] und ihrem Sohn. Dieser Knabe lag drei Monate lang darnieder wegen eines Beines, mit dem er keinen Schritt mehr gehen konnte. Keine Arznei konnte helfen. Eines Abends legten sie ein Gelübde ab auf das Grab von Bruder Klaus. Am Morgen stand der Knabe auf, ging herum und war wieder ganz rege. Deswegen gaben sie getreulich an Eides statt, dass dies die Wahrheit sei.
  
Heini von Weissenbach im Simmental
Heini von Weissenbach im Simmental brachte ein ungefähr zehnjähriges Kind, welches seit Jahr und Tag nicht hören konnte. Man konnte es nicht rufen, weil es nichts hörte. Als man eine Wallfahrt zu Bruder Klausens Grab versprach, wurde das Kind von Stund an rege und erhielt das Gehör wieder. Er bekannte getreulich und eidesstattlich, dass dies die Wahrheit sei.
  
Nach Sachseln kam auch Heinz Oberhofer aus dem Aargau, mit einem Knaben, der ein so schweres Leiden hatte, dass er oft hinfiel oder so heftig geschüttelt wurde [Epilepsie], dass man ihn halten musste. Fromme Leute verwiesen auf das Grab von Bruder Klaus. Von Stund an ging es ihm besser, so dass er bald heil und gesund war. Dies wurde getreulich und an Eides statt bekannt gegeben, es sei wahr, was sie gesagt haben, es sei dem Knaben so ergangen.
  
Ferner kam Peter Imsal aus dem Wallis und sprach: Er sei in Frankreich gewesen, und es sei ihm Gift gegeben worden, so dass er augenblicklich hätte sterben sollen. Als er niederfiel und derart heftig anschwoll, dass die Nähte seines Kittel unter den Achseln platzten, versprach er eine Wallfahrt zu Bruder Klaus. Von Stund an wich das Verderben aus ihm an neun Öffnungen: Mund, Nase, Augen, Ohren, Bauchnabel und Genitalien. Er war wieder erfrischt und gesund. Er glaubte fest, dass ihm Gott und Bruder Klaus mit Kraft geholfen haben. Als Dank kam er nach Sachseln und erklärte getreu und eidesstattlich, dass dies die Wahrheit ist.
  
Aus dem Wallis kam auch Michael Weibel, mit einer Tochter, die während zwölf Wochen überhaupt nichts mehr sehen konnte. Da riet man ihm, eine Pilgerfahrt zu Bruder Klausens Grab zu geloben. Das tat er auch. Von Stund an ging es der Tochter besser, und erhielt ihr Sehvermögen zurück. Sie war wieder wie früher. Getreu erklärten sie, dass dies wahr sei, was sie eidesstattlich schwörten.
  
Margarete Wurzenmann kam aus Zürich mit einem Knaben, der seit Jahr und Tag einen Nierenstein hatte. Zuletzt lag er acht Tage lang in derart heftigen Beschwerden darnieder, dass man meinte, er müsse sterben. Da wurde ihr zum Gelübde geraten, das Grab von Bruder Klaus mit einer Opfergabe aufzusuchen. So viel sie konnte, tat sie auch. Von Stund an ging es dem Knaben besser, und frühmorgens kam der Stein wie eine Bohne heraus. Er wurde wieder frisch und gesund. Getreu und eidesstattlich wurde erklärt, dass sich alles so verhalten habe.
  
Am Montag nach St. Ursula [gegen Ende Oktober] im Jahre 1492 kam Konrad Schubel von Glarus und berichtete: Er sei von einem August bis zum anderen in so grosser Krankheit gelegen, dass er weder die Augen noch den Mund schliessen konnte vor lauter Schmerzen und wegen dem ständigen Stöhnen. Als er nun ein Jahr lang in diesem Zustand war, wurde ihm geraten, er solle ein Gelübde auf das Grab von Bruder Klaus machen. Da ging es ihm von Stund an etwas besser, so dass er die ganze Nacht wieder schlafen konnte. Am dritten Tag stand erhob er sich in seinem Bett und stand auf. Dies hielt er für ein grosses Wunder, denn seine Glieder waren schon beinahe abgestorben und die Haut auf seinem Rücken wie angefault. Es stand sehr schlimm um ihn. Nach vier Wochen machte er auf zwei Krücken auf den Weg, zusammen mit einem Knaben, der auf ihm helfen sollte, wenn er hinzufallen drohte, dass er ihn stütze, und er so zu Bruder Klausens Grab gelangen konnte. Als er sein Gebet verrichtete, da dünkte es ihn, dass ihm aufgeholfen würde. Er liess beide Krücken liegen, nahm einen Stock und ging wieder nach Hause. Vorher erklärte er aber eidesstattlich, dass sich alles so verhalten habe etc.
  
Am Pfingstsamstag im dreiundneunzigsten Jahre [1493] kam Ulrich Müller von Fürstenberg an der Donau [bei Donaueschingen] und erklärte: Er habe vor zehn Jahren Bruder Klaus besucht. Sie hätten viel miteinander geredet. Beim Abschied hätten sie sich gegenseitig versprochen, füreinander zu beten bis zum Tod. Nun hatte er eine Tochter, die heftig an der «Busse Sankt Valentins» [Fallsucht, Epilepsie] litt. Da rief er Bruder Klaus an, er möge bei Gott ihr Fürbitter sein. Er versprach auch eine Opfergabe. Das habe er eingehalten. Und es besserte sich der Zustand der Tochter gänzlich. Das Übel sei von ihr gewichen. Dies hielt er für ein grosses Zeichen, das ihm, wie er glaubte, Bruder Klaus bei Gott und den Heiligen erworben habe.
  
Des weiteren ist festzustellen, dass Margarete Wurzenmann von Zürich [sie war bereits früher wegen der Heilung ihres kranken Knaben in Sachseln] ein Jahr und zwölf Wochen lang krank war. Sie konnte das Haus nicht mehr verlassen. Da rief sie Gott an und den seligen Mann Bruder Klaus. Sie versprach, ihn [bzw. sein Grab] aufzusuchen mit rotem Seidenstoff als Opfergabe. Sobald sie dies versprochen hatte, ging es ihr zusehends wieder besser.
  
Auch ein [gewisser] Menteler aus dem Sarganserland kam [nach Sachseln] und sagte: Er habe ein Kind gehabt, dem musste er drei Wochen lang beim Aufstehen helfen. Da versprach er eine Fahrt zu Bruder Klausens Grab und, bei Lebzeiten, eine Opfergabe. Von Stund an ging es dem Kind besser, es kam wieder zu Kräften. – Danach sei er [selber] wohl sechs Wochen lang krank gewesen. Da versprach er eine Wallfahrt zum Grab von Bruder Klaus. Sogleich wurde alles gut. Er unternahm die Reise und bot an, alles nötige zu tun.
  
[Nach Sachseln] kam auch Klaus Schmid von Wolhusen. Er erklärte: Er habe sich ins Knie geschnitten. Darauf habe er den Arzt aufgesucht, der ihn heilen konnte. Dieser sprach jedoch: Er könne diese Wunde wohl heilen, aber es sei ein anderes Übel im Anzug, das er nicht heilen könne. Darauf bekam er Schmerzen. Er wurde derart krank und in allen Gliedern gelähmt, dass er sich – wohl 13 Wochen lang – auf keine Seite mehr drehen konnte. Er konnte es nicht leiden, wenn jemand sein Bett mehr als zweimal zurecht machen wollte. Er wollte lieber sterben, als dass ihm jemand sein Bett zurecht machte. Alles, was er ausprobierte, half nichts. Als er aber auf das Grab des seligen Bruder Klaus gelobte, da ging es ihm von Stund an wieder besser. Auf zwei Krücken und mit einer eisernen Beinschiene ritt er auf einem Pferd nach Luzern. Dort stieg er mit seinen beiden Krücken in ein Schiff und fuhr nach Alpnach. Von dort aus ging er mit seinen beiden Krücken zum Grab des lieben Bruder Klaus. Dadurch wurde ihm vergönnt, dass er ohne Krücken wieder nach Hause konnte. Er lobte Gott und Bruder Klaus und dankte. Zudem hatte er einen Sohn, der habe zwei Jahre lang das kalte Fieber [Erkältung] gehabt, das er nicht mehr los wurde. Da habe er eine Wallfahrt zu Bruder Klausens Grab versprochen, und ... (der Schluss ist nicht mehr vorhanden).
  
Ferner gab es in Sachseln einen Gesellen namens Ruedi von Moos, der gegen vierzehn Wochen schwer krank war. Er hatte starke Schmerzen an einem Bein. Er machte Versprechungen auf das Grab von Bruder Klaus und an den heiligen Theodul [Pfarreipatron], verbunden mit einer Votivgabe. Darauf ging es ihm von Tag zu Tag besser, so dass er andächtig Gott und dem lieben Gottesfreund Lob und Dank sagen konnte.
  
Auch Heini Stulz aus Stans, der einen starken Hautausschlag hatte, kam zum Grab von Bruder Klaus. Er kniete vor dem Grab. Plötzlich hörte er im rechten Ohr einen heftigen Knall. Sein Zustand besserte sich sogleich. Darauf sprach er: Es wäre nur recht und angemessen, dass Bruder Klaus zum Heiligen erhoben würde, denn er sei ein Grosser vor Gott.
  
Im Jahre 1540 kam der rechtschaffene Mann Willy Hirsimann aus Alpnach mit einem sechsjährigen Knaben, der einen Darmdurchbruch hatte wegen der Scharlach. Seine Grossmutter, aber auch Vater und Mutter versprachen, zum Grab von Bruder Klaus eine Opfergabe hinzubringen. Als sie sich auf den Weg machten, hatte der Knabe noch heftige Schmerzen wegen des Bruchs, so dass er fest schrie und weinte. Die Grossmutter meinte, es sei unmöglich, ihn nach Sachseln zu bringen. Beide setzten sich unterwegs nieder, um etwas auszuruhen. Von Stund an erhob sich der Knabe und war wieder so gesund wie früher, dies mit der Hilfe Gottes auf die Fürbitte von Bruder Klaus. Dies geschah am 8. August des angegebenen Jahres. Alles wurde getreu wiedergegeben, damit man ihnen glaubt.
  
Zudem ist noch festhalten, dass die ehrsame Frau Vreni Jakob, die Ehefrau von Anton Wirz in Sarnen, drei Monate lang an einem Bein so krank war und so heftige Stiche und Schmerzen hatte, dass ihr niemand helfen konnte. Schliesslich versprach sie eine wachsene Kerze – so lange wie ihr Bein, es wurde mit einem Holzbein abgemessen –, zum Grabe von Bruder Klaus zu bringen. Als sie dies getan hatte, war ... Hilfe und Fürbitte des seligen Mannes ... (der Schluss ist nicht mehr vollständig vorhanden).
    
  
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