Holzschnitt 1510
    
Niklaus von Flüe
Bruder Klaus  
  
 
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   Quellen - Bruder Klausund Dorothea
  
  
Die Solothurner Handschrift
  
Quelle Nr. 256

  

  
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Zeit: 1561–1569
  
Herkunft: Zentralbibliothek Solothurn, Handschrift S 398, fol. 128v.; - b) a.gl.Ort, fol. 127v; - c) Bildlegende in der Kapelle St. Jost in Galgenen, Schwyz
  
Kommentar: In dieser Solothurner Handschrift Codex S 298, der verschiedene Schriften zur deutschen Frömmigkeitsbewegung enthält, befinden sich auch mehrere Abschriften von Texten über Bruder Klaus, die nichts Neues erbringen, ausser zwei Beiträgen:
     a) Die Waldschwester Cäcilia (siehe Quelle 245) hatte offensichtlich zumindest eine Nachfolgerin, namens Freni Wynlin [bzw. Verena Windlin]. Mitten in der Glaubensspaltung verbergen verunsicherte Katholiken in Brienz konsekrierte Hostien. In ihrer Verunsicherung brauchen sie Rat, gehen jedoch nicht zu einem Pfarrer, sondern zur Waldschwester im Mösli, wo einst Bruder Ulrich wohnte.
     b) Baumvision oder Blütenvision: Diese Version scheint früher zu sein als diejenige im Sarner Prozess 1591 (Quelle 301) und weicht von dieser leicht ab. Hier geht Peter von Flüe in Begleitung von Bruder Klaus zur Messe nach St. Niklausen, statt Hans Bergmann. Das will jedoch, bei dem bereits grossen zeitlichen Abstand, nicht heissen, dass die angeblich «ältere», weil schriftliche fixierte, Version die richtige ist. Die «jüngere» wurde mündlich tradiert und enthält den Namen «Hans Bermann der Alte». Wie dem auch sei, wichtig ist das beiden Versionen Gemeinsame: Peter von Flüe, der Bruder, erlebt die Vision und Bruder Klaus deutet sie.
  
Referenz: Rupert Amschwand, Ergänzungsband, 63-64; - b) a.gl.Ort, 225-226

  

   a) [Die Leute von Brienz und Schwester Verena Windlin]
  
Item, in den Tagen und Zeiten, als man die Kirche in Brienz zerstörte, gab es ein paar andächtige, gottesfürchtige Leute, die heimlich grosse Sorge trugen für das heilige, hochwürdige Sakrament, damit es nicht verunwürdigt werde und nicht irgendwann durch die Füsse der Schergen zertreten werde. Gott aber hat ihnen in ihrem Sinn eingegeben und ihnen geholfen, dass sie es heimlich in ein Schreinlein [Kästchen] hineinlegten und in der Erde vergruben. Nachts gingen sis hin und erboten dem Heiligen Sakrament die Verehrung und beteten es an. Etwas später öffneten sie den Schrein, um nachzusehen, ob es vielleicht geschmolzen oder ob es [überhaupt] noch drin sei. Da sahen sie ein kleines Kindlein darin sitzen. Darauf ging sie hinüber [über den Brünig] in den Ranft zu einer seligen Schwester, Freni Wynli [Verena Windlin - offensichtlich war sie eine Nachfolgerin von Schwester Cäcilia im Mösli, wo einst Bruder Ulrich wohnte] genannt, um bei ihr Rat zu holen, ob sie das Heilige Sakrament hinübertragen sollten in die Kirche zu Bruder Klausens Grab oder in den Ranft, damit es wider zu einer geweihten Stätte käme. Die gute Schwester hatte darauf gesagt: Sie wolle eine Dankandacht halten und schauen. Kurz darauf kam gab sie zu verstehen: Sie sollten es nicht hinüber tragen, denn dort wo das Heilige Sakrament vergraben sei, da werde noch eine Kapelle gebaut werden und unsere Liebe Frau werde da noch grosse Wunder tun.
     
b) [Die Blütenvision in St. Niklausen]
  
Es begab sich zu einer Zeit, dass Bruder Klaus und sein Bruder Peter von Flüe miteinander zu Kirche St. Niklaus zu den Bänken [St. Niklausen] gingen. Nach der Messe fragt Bruder Klaus seinen Bruder Peter, ob ihm nichts begegnet sei. Da sprach dieser [Peter]: Doch, mir ist etwas begegnet; ich weiss aber nicht, was es bedeutet. Ich sah, einen Baum emporwachsen hinter dem Priester, als er zum Altar ging. Er ist voller weisser Blüten geworden. Auf alle Menschen, die hinten bei der Messe standen, bis der Segen gegeben wurde, fiel eine Blüte. Da sprach Bruder Klaus: Dies bedeutet Gnade und Ablass. Doch aus jene, die vorher aus der Kirche hinausgingen, ist keine Blüte gefallen.
 
c) [Die Baumvision oder Blütenvision wurde auch bildlich dargestellt. Die älteste Bildversion befindet sich in der Kapelle St. Jost Galgenen, Schwyz, 1623 durch den Unterwaldner Sebastian Gisig gemalt – Ausschnitt:]
  
Blütenvision
  
[Unter dem Bild befindet sich ein Text, der sich weitgehend mit der Version im Sarner Prozess 1591 (Quelle 301) deckt :]
  
Einst ging Peter von Flüe, Klausens leiblicher Bruder, mit Hans Bergmann nach St. Niklausen, zu jener Zeit Bänken genannt [mit dem Beinamen «... zu den Bänken»], um die Messe zu hören. Da sah Peter, wie während der hl. Messe ein Baum emporwuchs, der schönes Laub und Blüten trieb. Er sah auch etliche Blüten [bzw. Blütenblätter, bzw. Laubblätter] und auf die Köpfe der Menge fallen. Auf etlichen blieben sie grün. Auf etlichen verdorrten sie. Als er wegging und zu Bruder Klausens Zelle kam, fragte Niklaus seinen Bruder, was er denn am Morgen gesehen habe. Peter erzählte es ihm, und Bruder Klaus gab ihm die Auslegung: Jene Menschen, auf denen die Bluest [das Blatt] unverdorrt blieb, haben die Messe mit Andacht, Reue und Leid angehört und wurden von Gott einer guten Belohnung gewürdigt. Die anderen, die ohne Reue und Leid seien der Gnade Gottes unwürdig.
    
  
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