Holzschnitt 1510
    
Nikolaus von Flüe
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   Quellen - Bruder Klausund Dorothea
  
  
Huldreich Zwingli
  
Quelle Nr. 224

  

  
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Zeit: 1523/26
  
Herkunft: a) Druck von Christoph Froschauer, Zürich 26. März 1524 (sämtl. Werke hrsg. Von Emil Egli u.a., Bd. 3, S. 11); – b) Druck: Uff mentag nach dem Meytag im MDXXIIII. Jar [1523] (sämtl. Werke hrsg. Von Emil Egli u.a., Bd. 3, S. 103); – c) Gedruckt von Johann Hager, Zürich 27. April 1525 (sämtl. Werke hrsg. Von Emil Egli u.a., Bd. 4, S. 54); - d) Huldreich Zwinglis Werke, alte Ausgabe von Melchior Schuler und Joh. Schulthess, 1832, Bd. 2/2, S. 451; e) Corpus Reformatorum Vol. XCII, Huldreich Zwinglis sämtl. Werke, Band V, Leipzig 1934, S. 82 Anm. 23 und S. 43–94 (Nummern 51-52)
  
Kommentar: «Es ist keineswegs verwunderlich, in den Schriften Zwinglis selber – der schon im Jahre 1510 sich gegen die politische Korruption der Pensionsherren und Reisläufer gewendet und der –wenigstens im Prinzip – die Unabhängigkeit von ausländischer Interessenpolitik zu einem Programmpunkt seiner Reformation gemacht - die Spuren des Propheten zu finden, der die Gefahren fremden Herrendienstes und imperialistischen Grössenwahns in ihren Anfängen erkannt und bekämpt hatte. In vier seiner Schriften erinnert er an die Mahnungen und Voraussagungen des patriotischen Einsiedlers: In der Predigt, die er während der zweiten Disputation am 28. Oktober 1523 der versammelten Geistlichkeit hielt und die er am 26. März 1524, auf Bitten Vadians, dem Pfarrer von Teufen, zuhanden der Appenzeller widmete – in der ‹Vermahnung› an die Eidgenossen vom 2. Mai 1524, die durch die bedrohliche Haltung der übrigen Orte gegen Zürich einerseits und durch das gleichzeitige Missgeschick schweizerischer Soldtruppen auf den Schlachtfeldern Italiens veranlasst wurde – in der Antwort vom 27. April 1525 auf die apologetische Schrift des Landschreibers von Uri, die von der Urner Landsgemeinde genehmigt und Zwingli zugesandt worden war - in seiner Antwort auf den Sendbrief Fabers von 1526 ...» (Durrer, Quellenwerk, 635) – Es muss jedoch auch die Frage erlaubt sein, ob da Zwingli nicht ein wenig pharisäerhafte Schindluderei mit der Autorität von Bruder Klaus treibt, um damit vom politischen Fehlverhalten Zürichs abzulenken? Jedenfalls wäre es völlig unhistorisch, die Reformation ohne die damalige Politik der einzelnen Orte der Eidgenossen zu betrachten, ohne die eine Reformation überhaupt nicht aufgekommen wäre. Zur unrühmlichen Rolle Zürichs in der damaligen eidgenössischen Aussenpolitik vergleiche den Kommentar zur Quelle 225. – Es gab noch einen «offenen» Briefwechsel zwischen dem Generalvikar Johannes Faber von Konstanz (Zürich lag im Bistum Konstanz) und Zwingli, mit einer eigenartigen Polemik, in welcher der Generalvikar den Zürcher Pfarrer an die Zeit erinnert, als er noch katholischer Priester war.
  
Referenz: a-d) Robert Durrer, Bruder Klaus-Quellenwerk, 635-637; e) Rupert Amschwand, Ergänzungsband, 203

  

   a) Der Hirt.
  
Wie man die wahren christlichen Hirten und wiederum die falschen erkennen kann, auch wie man sich ihnen gegenüber verhalten soll, durch Huldreich Zwingli beschrieben im MCCCCC und XXIIJ. Jahr (1523).
  
[...] Es ist wohl zu hoffen, dass sie [die Appenzeller] unter den Orten der löblichen Eidgenossenschaft als letzte [ in den Bund aufgenommen worden] sind, im Glauben [jedoch] nicht die kleinsten noch letzte sein werden. Denn sie befinden sich nicht inmitten von gierigen Ländern, wo die Gefahr des Eigennutz und der Wollust am grössten ist, sondern der Lage nach an einem ruhigen Ort, wo die fromme Einfalt besser behütet wird. Welche unschuldige Einfalt samt vernünftiger Frömmigkeit sind ein besonderer Sitz und Ruh[eplatz] des Glaubens? Christliche Lehre und Leben wird nirgendwo besser geplfanzt als bei jenen Völkern, die am wenigsten um die betrügerische List dieser Welt wissen. Nicht dass den frommen Appenzellern jegliche Vernunft und Weisheit völlig abgeht, sondern dass ihr unverdorbener Wandel uns noch etwas alteidgenössisches anzeigt. Zu welchen das Gotteswort kommt, wird es wunderfromme, gottesfürchtige Leute ziehen, und ohne Zweifel werden diese den Eigennutz, den auch Bruder Klaus von Unterwalden vorgeworfen hat, der schädlich ist, ablegen. Denn wo dieser nicht abgelegt wird, da kann keine Herrschaft bestehen. [...]
 
b) Eine treue und ernstliche Mahnung an die frommen Eidgenossen, dass sie sich nach den Bräuchen und Vorsätzen ihrer Vorfahren richten, damit sie die Untreue und ihre Gefährtin die Feigheit nicht beleidigen möge.
  
[...] Nun weiss eure Weisheit fürs erste wohl, was der fromme Bruder Klaus ernthaft sagte, dass kein Herr und keine Macht sie beherrschen könne ausser der Eigennutz. Dergleichen sprach auch Philipp, der Vater des grossen Alexander: Keine Stadt und keine Burg ist so stark, wenn ein Esel, der mit Gold beladen, daher kommt, dann wird sie gewonnen. Der allmächtige Gott hatte unseren Vorfahren so viel Gunst und Gnade geschenkt, dass sie den mutwilligen Adel abschütteln konnten. Danach lebten sie brüderlich miteinander, was ihnen ohne Ehre und Güter vortrefflich gedeiht ist. Es wurde redlich gerichtet und das Recht erhalten, so dass alle in fernen Landen Unrecht erlitten, zu ihnen ihre Zuflucht nahmen. Sie wurden gerettet und oft wieder zu den ihren zurückgebracht, so dass die mutwilligen Fürsten davon immer einen grossen Schrecken bekamen. Wenn jedoch unter ihnen etliche nicht das Recht tun und halten wollten, wurden sie durch euren abwehrenden Beistand dem Recht gegenüber entsetzt. Daran kann man erkennen, dass eure Freiheit von Gott nicht allein euch, sondern auch den Fremden zu gutem Ansehen kommt, so dass sie unter eurem Schirm, gleich als sei es die Freiheit, Zuflucht und Aufenthalt finden.
 
c) Eine Antwort von Huldreich Zwingli, an Valentin Compar, den alten Landschreiber von Uri, betreffend der vier Artikel, die er ihm aus seiner Schlussrede angetastet hatte.
  
[...] Darum, dass ich etlichen gewaltigen Werken heftig widerstrebe, beschimpfen Sie mich derart unmenschlich, als ob ich ein Wolf und wütendes Tier wäre, unangemessener könnten Sie von mir nicht reden. Doch was drückt Sie? Die Wahrheit, die hervorbrechen will, ehe sie Ihnen lieb oder leid ist? Denn so schreien Sie: Der will die Eidgenossenschaft spalten! Er will sie gegeneinander hetzen! Und wenn ich mich verantworten will, so werfen Sie mir vor, und immer mit grossem Geschrei begleitet: «Er ist der grösste Betrüger, Ketzer, Dieb etc.», so dass meine Bücher nicht gelesen werden dürften. Wo diese aber gelesen werden, da sieht man, ob ich die Eidgenossen spalte oder der Eigennutz, wie euch Bruder Klaus vorgeworfen hat. Ob ich sie gegeneinander hetzen wolle, oder [nicht vielmehr] jene, welche so ehrlichen Leuten ihre Kinder wegführen, damit sie in fremden Kriegen Leib und Seele verdammen [verlieren] und ihnen niemand etwas dreinreden darf.
 
d) [Polemik zwischen dem Konstanzer Generalvikar Johannes Faber und Huldreich Zwingli]
  
Über den ungesandten [offenen, publizierten] Sendbrief von Doktor Johann Faber an Huldreich Zwingli geschrieben und hinterher nicht verbreitet und nicht abgesandt. Antwort von Huldreich Zwingli Anno MDXXVI [1526]
  
Demnach, fromme Eidgenossen und Christen, mahnt Faber Zürich, zu dem alten Glauben der zwölf Orte. Doch ihr wisst sehr wohl, welchen Glauben jeder hat, auch, dass sich Zürich allein des alten Glaubens befleissigt, den die heiligen Apostel und unsere Vorfahren hatten. Diese haben sich allein aus Gottes Kraft von den Herren, denen Faber jetzt dient, befreit und haben Geld und Geschenke von fremden Herren nicht angenommen. Verhielten wir uns jedoch so, wie Bruder Klaus es gelehrt hatte, und ein jeglicher frommer Eidgenosse wohl weiss, dann hörten wir nicht auf diese Herrendiener, die uns unter der Gestalt des Glaubens mit Mieten und Gaben unterstehen zur Zwietracht zu bringen.
 
e) [Ergänzung zu d) – Polemik zwischen Faber und Zwingli inForm von offenen Briefen] [Faber:]
  
Darum hast du viele alte Mütterlein zum Weinen gebracht und bist in jener Zeit geachtet worden wie ein Heiliger vor Gott und frommer als der selige Bruder Klaus in Unterwalden.
  
[Zwinglis Antwort:] Es haben wiele alte Mütterlein geweint. Drückt dich das so sehr? Nicht so! Wisse, sie weinten allzu leicht. Die Mütterlein haben geredet, ich sei frommer als Bruder Klaus. Wie komme ich dazu? Sie haben wohl überall Gefallen daran, wenn einer [zu ihnen] sagt: «Du bist ein guter Christ.»
    
  
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