Holzschnitt 1510
    
Nikolaus von Flüe
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     Romanshorn und Salmsach – Namen und Wappen
  
Fortsetzung – Teil 2 · · Das Horn stürzt ab
  
Am Mittwochabend, 20. März 2013, fand in Salmsach eine öffentliche Informations­veran­staltung statt, an der auch über das zukünftige Wappen der allenfalls fu­sio­nierten Gemeinde «abgestimmt» wurde (ver­fassungs­rechtlich nicht relevant). Wieviele Teilnehmer waren von Salmsach, wieviele von Romanshorn? Ge­wählt wurde eine Kombination mit Elementen aus den alten Wappen als klassischer Zweiteiler: links (heral­disch: rechts) in Gold das Horn, rechts in Schwarz der Krummstab mit dem Schlangenkopf. Der Entwurf enthält deutliche Mängel, oder einfach gesagt: einen Murks. Das Horn ist in dieser Kopflage scheusslich, wie ein Absturz. Das Horn stürzt Kopf voran in den Abgrund. Was für ein Signal!
  
Wichtig wäre: Nicht nur die Farben müssen passen, auch die Geometrie muss stimmen. Man kann die Elemente nicht einfach hinschmeissen, man muss sie mit Bedacht an richtiger Stelle und in richtiger Position hinsetzen.
  
1.) Das Horn darf nicht einfach gedreht und auf den Kopf gestellt werden. Auch wenn das «redende» Wappen von Buchhorn (ab 1811 Friedrichshafen) neben dem linken Teil mit der Buche, rechts ein senkrechtes Jagdhorn enthält, ist das nicht zur Nachahmung empfohlen, denn das Horn ist da nicht perspektivisch dargestellt und zudem ist der «Kopf» oben, d. h. das Horn ist aufsteigend. Das Horn von Romanshorn ist hingegen nicht einfach bloss diago­nal hingesetzt, wir haben es hier mit einer perspek­ti­vischen Darstellung zu tun, mit dem Fluchtpunkt rechts oben. Auch wenn das Horn des Ur sich zum Ende hin verjüngt, so ver­stärkt diesen optischen Effekt noch die perspektivische Dar­stel­lung. Die Corporate Identity verlangt, dass das Horn per­spek­ti­visch, geometrisch exakt wiedergegeben wird. Der Schöpfer des originalen Wappens hatte sich bestimmt etwas dabei gedacht, als er das Horn perspektivisch diagonal zeichnete. Die Position ist «natürlich» und beinahe identisch mit dem heraldisch linken Horn im Wappen von Uri (das Wappentier ist ein Ur – der Flucht­punkt ist hier allerdings zentral, hinter dem Kopf), diesem nach­empfunden. – Aber vielleicht sollte das Horn in dieser Stellung mehr Nähe schaffen zum Märchenwesen Mocmoc, dem heldenhaften Einhornfisch des Fischer­bu­ben «Roman» – ein arktischer Narwal (Monodon monoceros)? Nur haben diese Tiere keine Hörner sondern Stosszähne, Körperlänge: 4 bis 6 Meter.
  
2.) Für die Darstellung von Krummstäben in Wappen gibt es heraldische Regeln:
      a) Entweder wird der Stab ganz dargestellt.
      b) Oder er wird «heraldisch» abgetrennt - siehe Propst-Stab von Kreuzlingen.
      c) Oder er geht aus dem Rand hervor, wie es auch sonst für andere Motive
          der Fall ist (z. B. Wappen von Bischofszell).
  
Zudem hat da wohl jemand «aussen» falsch verstanden. Es ist nicht relevant, ob die Krümmung im Schild nach aussen zeigt sondern ob der Stab in der linken Hand des Diözesanbischofs von sich weg zeigt, nach aussen in sein kanonisches Hoheitsgebiet.
  
Zugegeben, der diagonal geteilte Entwurf ist auch nicht optimal - zu viel schwarze Fläche rechts neben dem Stab. Ein diagonales Element verträgt sich ferner nicht so gut neben einem senkrechten.
  
Warum sind fast alle Heraldiker gegen Kombinations­wappen? Weil es höchst selten eine fehlerfreie Lösung gibt, und die Geometrie fasst nie aufgeht. Wie es auch in unserem aktuellen Fall. Jedenfalls muss die originale Authentizität (Winkel des originalen Horns) Vorrang ha­ben vor der «Zimmereinteilung» (senkrecht, waag­recht oder diagonal). Eines der schlechtesten Kombin­ations­wappen hat die Stadt Wil, fusioniert mit Bronschofen; der braune Ammonit pass nicht hinein. Die Wahl wurde ent­gegen der Empfehlung des Heraldikers, Hans Rüegg voll­zogen.
  
Aufkommende Zweifel haben also gewisse Gründe. Am Ende gibt es nur eine Lösung, das alte Wappen mit dem Horn bleibt so wie es ist. Es war eindeutig ein politi­scher Fehler, dass man dieses auf undemokratische Weise einfach unterschlagen und der potentiellen Zu­stimmung des Volkes entzogen hatte*. – Das alte Wap­pen von Ro­mans­horn soll bleiben. Nicht zuletzt läge dies auch in der Tradition von Kurt Helg 1998 (erst seit 2009 Gemeinde­ammann von Salmsach) mit seinem Verhalten in der Fusion von Pfyn und Dettighofen: Das Wappen von Pfyn (3 Pfeile) blieb, das von Dettighofen (Schwan) ver­schwand völlig. Ähnlich wurde vorgegangen bei Fusionen mit Arbon, Amriswil, Bischofszell und Kreuzlingen, oft beraten durch den Heraldiker Hans Rüegg, Triesen FL.
  
Dann wäre noch eine Vorgehensweise. Bisweilen wurde auch vehement darauf bestanden, dass bei einer Gemeindefusion ein völlig neues Wappen kreiert werden soll. Aber eine Be­gründung bleibt immer aus. Gefühlsmässig, tiefenpsychologisch (in etwa nach Carl Gustav Jung) könnte man den Grund so zusammenfassen: Zerstören wir uns gegenseitig die Symbole, damit wir einander auf Augenhöhe begegnen können. Und was wollen wiederum Andere, etwa als passionierte Segler, wirklich? Wollen sie nicht auch, dass das Symbol Romanshorns untergeht, ersetzt durch ein Symbol, das ihnen persönlich mehr zusagt? – Die beste Lösung, wenn es überhaupt eine Fusion sein soll, ist die: ein Symbol bleibt erhalten, das andere geht unter. Das richtet sich nach dem Grössenverhältnis der Einwohnerzahlen; aber auch die grössere historische Bedeutung einer Gemeinde fällt ins Gewicht. Romanshorn hat achtmal mehr Einwohner als Salmsach. Bezüglich historischer Bedeutung liegt Romanshorn wegen seiner Entwicklung im Verkehr ganz klar vorne: internationale Destination für die Bahn und die Schifffahrt. – Eine einfache Möglichkeit wäre jedoch, auf Symbole zu verzichten und nur die Farben, Gold und Schwarz, anzuwenden, z.B. vertikal geteilt: links (heraldisch rechts) Gold und gegenüber Schwarz.
  
* Allerdings ist dies erst endgültig bei der Urnenabstimmung, in Romanshorn im November 2013 (und in der Gemeindeversammlung in Salmsach). Die Vorlage für die Abstimmung kann von dem Gemeinderat frei gestaltet werden – so ist es verfassungsrechtlich korrekt. Aber es ist in jedem Fall sinnvoll, vorher möglichst repräsentativ das Volk, den Souverän, zu befragen, um die Wahr­schein­lichkeit einer Ablehnung einer Vorlage möglichst klein zu halten. Sind mehr als eine Gemeinde von einem Geschäft betroffen, würde es eine bessere Prognose ermöglichen, wenn die Bürger getrennt befragt werden. Wenn die Befragung aber bereits wichtige Alternativen ausschliesst, welche die Bürger wählen könnten, dann macht das die Umfrage eigentlich sinnlos (hier eben: das alte Wappen von Romanshorn). Auch sollten für Details fachgerechte Abklärungen getroffen werden (beim möglichen Wappen die heraldische Tauglichkeit). Die Presse und andere Medien dürfen und sollen am Prozess der Meinungsbildung mitwirken können. Am Ende kann das Volk eine Vorlage nur an­nehmen oder ablehnen, aber es kann sie nicht ändern. – Lediglich in konsultativer Funktion wurden sechs Arbeitsgruppen bestellt, die über verschiedene Themen beraten sollten. Am Ende bezeich­neten einige deren Mitglieder die ganze Übung als «Farce». Bloss eine Alibiübung? In der Wappenfrage gab die zuständige Arbeitsgruppe mehrheitlich die Empfehlung heraus: Das bisherige Wappen Romanshorns soll auch für die fusionierte Gemeinde als Alternativvorschlag in den Um­fragebogen kommen. Dann hat die Projektleitung (die Gemeindeammänner von Romanshorn und Salmsach) diese Empfehlung verworfen (Thurgauer Zeitung, Tagblatt Online, 10. November 2012) und der Umfrage des Volkes (mit einem Wettbewerb) nicht zur Auswahl angeboten. Drei Wappen waren auf dem Umfragebogen fest gedruckt; wer gut zeichnen konnte, dem war es ermöglicht, seine eigene Vorstellung darzulegen. Nun liegt es an den Gemeinderäten, welches Wappen der Botschaft für die Volksabstimmung (jede Gemeinde separat) hinzugefügt wird. Dann folgen die ver­fassungsrechtlichen Entscheidungen des Souveräns.
     
Die Stimmbürger von Salmsach TG haben sich am 22. November 2013 in einer geheimen Abstimmung an der Gemeindeversammlung gegen die Fusion mit der Stadt Romanshorn entschieden. Somit ist auch der vermurkste Wappen-Entwurf mit dem abstürzenden Horn endgültig für den Müll produziert. Diese unprofessionelle Arbeit hat auch nichts Anderes verdient.
  
    
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